Abschiedsbrief

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H-babe
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Abschiedsbrief

Beitrag von H-babe » 10.03.2012 16:33

Ansichten eines Staubkorns
von C. I.

Verdammt!
Es raschelt vor der Tür.
Den ganzen Tag haben wir unsere Ruhe gehabt.
Jetzt heißt es wieder: Nervenkitzel.
Jemand dreht den Schlüssel um.
Meine Kameraden halten den Atem an.
Panik blitzt in ihren Augen auf.
Wir sind Milliarden, aber gegen das, was uns bevorsteht, haben wir keine Chance.
Die Tür geht auf.
Es ist der Mann.
Wir entspannen uns.
Als Staubkorn rechnet man jeden Moment damit, dass die Frau nach Hause kommt und findet, es wäre mal wieder Zeit zu putzen.
Wir leben in ständiger Angst vor diesem "Biest".
Der Mann zieht seinen Mantel aus - und seine schmutzigen Schuhe, die er einfach in die Ecke stellt.
Das ist nicht gut.
Wenn seine Frau das sieht, wird sie der Putzfimmel überwältigen.
Dabei wird Putzen überbewertet.
Er geht zum Kühlschrank und nimmt sich ein Bier raus.
Es riecht nach Käse.
Den Kühlschrank muss man auch mal wieder putzen - wird sie denken.
Er scheint nichts zu denken, setzt sich aufs Sofa und macht den Fernseher an.
Die Kollegen in der feinen Staubschicht auf dem Flachbildschirm beobachten ihn genau.
Den Fernseher wischt sie jeden Tag feucht ab. Das ist verheerend, weil die Körnchen dadurch - statt nur aufgewirbelt zu werden - am Lappen hängen bleiben, unter dem Wasserhahn ausgeschwemmt werden und in den Weiten der Kanalisation verschwinden.
Die Jungs auf dem Fernseher wissen das nicht. Die Milben verraten es ihnen auch nicht. Dabei wissen die es ganz genau.
Meine Kompanie befindet sich zum Glück ganz oben auf dem Bücherregal. Da fallen wir nicht so schnell auf.
Wir sind schon seit Tagen hier und können einschätzen, wie oft geputzt wird.
Vorgestern hat sie ihn dazu verdonnert, den Boden zu wischen.
Viele Freunde und enge Verwandte haben wir bei diesem Manöver verloren.
Als sie dann nachgesehen hat, hatte sie natürlich wieder einmal was zu meckern. Er habe es nicht richtig gemacht. Irgend was macht er immer falsch. Ihr kann es eben nicht sauber genug sein.
Wenn nur er hier wohnen würde, würden wir ein langes, glückliches Leben führen.
Gemeinsam.
Er und wir, sein Staub, Freunde fürs Leben.

Dann geht die Tür mit einem Rums auf. Diesmal ist sie es.
Sie schnauzt ihn an.
Er solle nicht rumsitzen.
Er solle sich nützlich machen.

Das Bücherregal sei seit Tagen nicht mehr abgestaubt worden.
Er bruddelt vor sich hin, steht auf, nimmt einen Lappen.

Es geht los.

Gott steh uns bei.

H I L F E!
Ich fahre gemütlich!!!
Heizen tue ich nur im Winter!!!

Bandenchef wega
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Re: Abschiedsbrief

Beitrag von Bandenchef wega » 10.03.2012 17:19

H-babe hat geschrieben:Ansichten eines Staubkorns
von C. I.

Verdammt!
Es raschelt vor der Tür.
Den ganzen Tag haben wir unsere Ruhe gehabt.
Jetzt heißt es wieder: Nervenkitzel.
Jemand dreht den Schlüssel um.
Meine Kamerajavascript:emoticon(':lol:')den halten den Atem an.
Panik blitzt in ihren Augen auf.
Wir sind Milliarden, aber gegen das, was uns bevorsteht, haben wir keine Chance.
Die Tür geht auf.
Es ist der Mann.
Wir entspannen uns.
Als Staubkorn rechnet man jeden Moment damit, dass die Frau nach Hause kommt und findet, es wäre mal wieder Zeit zu putzen.
Wir leben in ständiger Angst vor diesem "Biest".
Der Mann zieht seinen Mantel aus - und seine schmutzigen Schuhe, die er einfach in die Ecke stellt.
Das ist nicht gut.
Wenn seine Frau das sieht, wird sie der Putzfimmel überwältigen.
Dabei wird Putzen überbewertet.
Er geht zum Kühlschrank und nimmt sich ein Bier raus.
Es riecht nach Käse.
Den Kühlschrank muss man auch mal wieder putzen - wird sie denken.
Er scheint nichts zu denken, setzt sich aufs Sofa und macht den Fernseher an.
Die Kollegen in der feinen Staubschicht auf dem Flachbildschirm beobachten ihn genau.
Den Fernseher wischt sie jeden Tag feucht ab. Das ist verheerend, weil die Körnchen dadurch - statt nur aufgewirbelt zu werden - am Lappen hängen bleiben, unter dem Wasserhahn ausgeschwemmt werden und in den Weiten der Kanalisation verschwinden.
Die Jungs auf dem Fernseher wissen das nicht. Die Milben verraten es ihnen auch nicht. Dabei wissen die es ganz genau.
Meine Kompanie befindet sich zum Glück ganz oben auf dem Bücherregal. Da fallen wir nicht so schnell auf.
Wir sind schon seit Tagen hier und können einschätzen, wie oft geputzt wird.
Vorgestern hat sie ihn dazu verdonnert, den Boden zu wischen.
Viele Freunde und enge Verwandte haben wir bei diesem Manöver verloren.
Als sie dann nachgesehen hat, hatte sie natürlich wieder einmal was zu meckern. Er habe es nicht richtig gemacht. Irgend was macht er immer falsch. Ihr kann es eben nicht sauber genug sein.
Wenn nur er hier wohnen würde, würden wir ein langes, glückliches Leben führen.
Gemeinsam.
Er und wir, sein Staub, Freunde fürs Leben.

Dann geht die Tür mit einem Rums auf. Diesmal ist sie es.
Sie schnauzt ihn an.
Er solle nicht rumsitzen.
Er solle sich nützlich machen.

Das Bücherregal sei seit Tagen nicht mehr abgestaubt worden.
Er bruddelt vor sich hin, steht auf, nimmt einen Lappen.

Es geht los.

Gott steh uns bei.

H I L F E!

ja, genau so ist es ,

sie schnauzt ihn an!!!

Das end vom Lied???
er geht ein saufen und spült den Staub runter :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

lg
Bandenchef Wega


Mappe 376, Gott mit Euch bis wir uns wiedersehn.
Nicht die Stimmung macht Deine Gedanken, sondern Deine Gedanken machen Deine Stimmung.
Wenn Ihr einen Schreibfehler findet, dann dürft Ihr ihn gerne behalten :-))

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Beitrag von H-babe » 12.03.2012 14:22

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